In Zeiten, in denen die Finanzkrise die aktuellen Themen der Politik bestimmt und viele Bürger sich über ihre finanzielle Lage Sorgen machen, gibt es entgegen den meisten Erwartungen nicht nur Verlierer. Ausländische Investoren, die wie Heuschrecken über Betriebe mit schlechter Wirtschaftslage herfallen und sie vereinnahmen, können oft mit einem beträchtlichen Gewinn aussteigen und die Krise zu ihren Gunsten nutzen. Zwar verzeichnen auch die Auslandsinvestoren bei der Übernahme ein erhöhtes Risiko, aber viele Geschäfte rentieren sich dennoch und verhelfen zu großem Reichtum.
Die Praktiken, welche beim Kauf angewendet werden, unterscheiden sich dabei kaum. Alle Unternehmensanteile werden gekauft, die Konzerne ausgebeutet und nach etwa fünf bis acht Jahren ist die Rendite erreicht und das Unternehmen uninteressant. Die Beteiligungen werden dann an den Nächstbesten veräußert und es wird rasch nach neuen gewinnbringenden Übernahmen gesucht. Je nach Situation ist der Gewinn sehr unterschiedlich, aber in der Branche wird von 20 Prozent gesprochen.
Die aktuelle Finanzkrise stellt auch die Methoden der Investoren vor neue Herausforderungen. War es vor einigen Jahren noch Gang und Gebe größtenteils mit Fremdkapital zu arbeiten, betrifft der Vertrauensbruch der internationalen Banken und der dadurch erschwerte Zugang zu Krediten auch die „Heuschrecken“. Das eigene Kapital wird verstärkt für die Käufe verwendet. So schnell wird ihnen aber das Geld trotzdem nicht ausgehen, da sie mit vielen Tricks arbeiten. Sogar aus der Pleite wird gelernt. Kredite angeschlagener Schuldner werden aufgekauft und denselben Unternehmen eigene Beraterteams zur Verfügung gestellt, welche für die Unterstützung hohe Gebühren verlangen. Weltweite Beteiligungen an gewinnbringenden Projekten und Unternehmen sichern das nötige Kleingeld.
Wird das Risiko auch etwas höher, aber „kaufen, plündern und wegwerfen“ kann weiterhin als die Regel der Wirtschaftsbranche bezeichnet werden. Bringt das eine oder andere Geschäft nicht den gewünschten Gewinn, ist das noch lange nicht der Ruin für die Investoren. Ein anderes lukratives Geschäft wird die Pleite schon ausmerzen.
Wer sind jedoch die Leitragenden bei einer missglückten Übernahme? Wie die meisten Fälle beweisen, sind es oft die Arbeitnehmer der Konzerne. Viele verlieren ihre Stelle oder leiden unter den veränderten Arbeitsbedingungen, denn das Interesse der neuen Eigentümer liegt längst nicht mehr an einem guten Klima und Umgangston. Vielmehr sitzen sie nur an den Hebeln und lenken alles in die gewünschte Richtung. Einzelschicksale beziehungsweise Menschen, die dahinter stehen, spielen keine Rolle mehr.
Aufgrund der steigenden Anzahl von insolventen deutschen Unternehmen, die von ausländischen Investoren geführt werden, wird auch die staatliche Aufsichtsbehörde langsam unruhig. Die Fernsehgruppe Pro-Sieben-Sat1 oder der Edelschneider Hugo Boss sind nur zwei der prominentesten Opfer. Der SPD-Chef Franz Müntefering übt ebenfalls starke Kritik an den „Heuschreckenschwärmen“ und ihrem gierigen Kapitalismus. Bereits 2005 kritisierte er die Praktiken der ausländischen Investoren und erschuf in dem Zusammenhang sogar den Begriff der „Heuschrecke“.
Der Pessimismus über die aktuelle Wirtschaftssituation wächst auch in der Bevölkerung. Bei einer Umfrage der Sendung „ARD-Deutschlandtrend“ bewerteten 73 Prozent der befragten Deutschen die derzeitige Wirtschaftslage als weniger gut oder sogar schlecht. Verglichen mit den Ergebnissen einer Befragung vom Oktober 2008 bedeutet das einen Anstieg um 19 Prozent. Die „Heuschrecken“ werden sich auch in nächster Zeit nicht aufhalten lassen. Neue Methoden, mit denen die Krise bis zum Maximum ausgenutzt werden soll, sind schon längst zur Praxis geworden. Die beste Vorkehrung bleibt die erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber neuen Investoren.
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