Selten hat ein Film im Vorfeld für so viel Aufsehen gesorgt wie „Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat“. Während der Dreharbeiten war das Kriegsdrama permanent in den Schlagzeilen zu finden. Die sensible Thematik des „Drittes Reichs“ und die Mitgliedschaft von Tom Cruise bei der Sekte Scientology lieferten Stoff für kontroverse Diskussionen. Hinzu kamen endlose Streitigkeiten um Drehgenehmigungen, teure Nachdrehs und die mehrfache Verschiebung des Starttermins. Schließlich lief er am 22. Januar 2009 in den deutschen Kinos an. Obwohl es Regisseur Bryan Singer („X-Men“) gelingt, die Hitler-Verschwörung spannend in Szene zu setzen, hat der Film erwartungsgemäß mit dem hohen Erfolgsdruck zu kämpfen.
Anfang 1943 dient Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg (Tom Cruise, „Last Samurai“) an der deutschen Front in Tunesien. Bei einem Angriff der Alliierten wird er schwer verletzt, verliert ein Auge und seine rechte Hand. Nach seiner Rückkehr in die Heimat schließt er sich einer Widerstandsgruppe um Generalmajor Henning von Tresckow (Kenneth Branagh, „Viel Lärm um Nichts“) und General Friedrich Olbricht (Bill Nighy, „Tatsächlich Liebe“) an. Um die Schreckensherrschaft der Nazis zu beenden, leiten sie eine Verschwörung gegen den Führer ein. Im Mittelpunkt steht dabei die „Operation Walküre“: Die Aufstellung einer Schattenregierung, die Adolf Hitler (David Bamber, „Gangs of New York) nach dessen Tod legitim ersetzen soll. Doch das von Stauffenberg selbst am 20. Juli 1944 verübte Attentat scheitert und der Führer überlebt.
Der Film konzentriert sich auf die Vorbereitungen und den Versuch des Staatsstreichs. Vor allem die historisch genaue Umsetzung sorgte im Vorfeld für Stirnrunzeln bei den Kritikern. Befürchtungen, Hollywood könnte den Stoff nach eigenen dramaturgischen Maßstäben umdichten und mit reichlich Kitsch und Action versehen, erweisen sich jedoch als unbegründet. Das Drehbuch von Christopher McQuarrie („Die üblichen Verdächtigen“) hält sich im Wesentlichen an die Fakten. Obwohl das Ergebnis des Anschlags bereits bekannt ist, schafft es der Regisseur trotzdem, eine schier unerträgliche Spannung aufzubauen.
Was Bryan Singer allerdings gründlich misslingt, ist die Darstellung seiner Hauptfigur. Nicht dass Tom Cruise den deutschen Helden unbedingt schlecht verkörpert. Sein kühles und maskenhaftes Auftreten passt, entgegen jeder Erwartung, gut in die Rolle des ranghohen Wehrmachtsoffiziers und Angehörigen eines jahrhundertealten Adelsgeschlechts. Seine allgegenwärtige Überpräsenz jedoch lässt die Handlung etwas in den Hintergrund geraten und seine Schauspielkollegen in der Bedeutungslosigkeit versinken. Bryan Singer präsentiert seinen Protagonisten von Anfang an als Helden ohne jeden Makel. Eine Charakterentwicklung oder gar eine politische Auseinandersetzung mit der historischen Figur macht sich zu keiner Zeit bemerkbar. Hier zeigt der Film eine erschreckend eindimensionale und flache Weltanschauung.
Alles in allem ist „Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat“ eine grundsolide und spannende Inszenierung des historischen Stoffs, nicht mehr und nicht weniger. In Anbetracht der Vorgeschichte scheint es, als ob Bryan Singer bewusst jeden Konflikt meidet. Damit stößt er zwar niemanden vor den Kopf, ein bisschen mehr Mut zum Risiko hätte seinem Werk dennoch gut getan. Für einen Besuch mit der Schulklasse und anschließender Diskussion im Geschichtsunterricht eignet sich der Film aber allemal.
Gemessen am großen Medienecho im Vorfeld hat „Operation Walküre“ bei der internationalen Fachpresse erstaunlich gut abgeschnitten. Die „Süddeutsche Zeitung“ bezeichnet den Film als „bisher spannendste, wirklichkeitsnächste und komplexeste“ Verfilmung der Geschehnisse. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ lobt die atemlose Spannung, die den Zuschauer förmlich in den Kinositz drückt. Das amerikanische Fachblatt „Variety“ spricht dagegen von einem „kalten Werk“, in dem Tom Cruise „ein bisschen zu steif“ wirkt. Die „New York Times“ scherzt in Anspielung auf das bekannte Ende: „Achtung, Spoiler-Warnung: Hitler überlebt!“
Das amerikanisch-deutsche Kriegsdrama, welches im Original Valkyrie heißt, läuft flächendeckend in den Kinos der Bundesrepublik und hat eine Laufzeit von 120 Minuten. Die vom „Deutschen Filmförderfonds“ unterstützte Verfilmung setzt ihren Schwerpunkt auf Spannung, nicht auf Gewalt und ist deshalb ab 12 Jahren freigegeben. Weitere Informationen zum Film sowie den deutschen Trailer finden Sie unter www.walkuere-derfilm.de.
Was denken Sie über den Film? Hat Ihnen Tom Cruise in der Rolle des Hitler-Attentäters gefallen oder hätte er als Mitglied der Scientology-Sekte den deutschen Helden Stauffenberg gar nicht verkörpern dürfen? Hiermit laden wir Sie herzlich zur Diskussion in das Life-Go-Forum ein.
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